Zusammenfassung
Wir nutzen künstliche Intelligenz, um Zusammenfassungen unserer Artikel zu erstellen. Jeder Text wird vor der Veröffentlichung von einem Redakteur geprüft.
- Trailrunning im Böhmerwald bietet naturnahe Strecken, die von Christoph Hain initiiert wurden.
- Ausrüstung wie wasserdichte Schuhe, Stöcke und Laufweste sind entscheidend für das Geländelaufen.
- Die ‚North Trails‘ umfassen drei Strecken, die zusammen einen 70 km langen Ultratrail bilden.
Apokalyptisch. Das Wort schwappt mir am Plöckenstein heraus. Doch eigentlich bin ich atemlos vom rasanten Aufstieg – und sprachlos ob der Aussicht. Mit 1.379 Metern ist der Gipfel die höchste Erhebung im grenzübergreifenden Böhmerwald. Ringsum eine Heerschar an Baumstämmen, zu Stummeln verkürzt. „Das war der Wintersturm Kyrill“, sagt Christoph Hain.
Im Böhmerwald schaut es auch Jahre nach dem Wintersturm Kyrill noch trostlos aus. Dafür gibt es eine weite Sicht.
Der Linzer ist inbrünstiger Trailrunner, organisiert Sportevents und hat hier auf Initiative des Grundbesitzers, dem Stift Schlägl, die „North Trails“ gestaltet. Der alpine Trendsport hat das hügelige Mühlviertel erreicht. Immer mehr Urlaubsregionen setzen auf Trailrunning. Doch was fasziniert daran? Ein kräftezehrender Streckentest und Erstversuch mit Initiator Hain.
Der Treffpunkt und Start liegt im Skigebiet Hochficht, beim „Gasthaus zum Überleben“. „Wie passend“, sage ich zu Hain. Es ist kurz vor Ostern, auf der Piste schmelzen die Schneereste bei Sonne und dreizehn Grad unter unseren Laufschuhen dahin. Bevor es losgeht, checken wir unsere Ausrüstung.
Vor dem Start: Welche Ausrüstung man braucht
Wir laufen auf Waldpfaden und Forstwegen, über Schnee und Granit-Restlinge, kurz: Wasserdichte Schuhe mit griffiger Sohle sind Pflicht. Eigentlich. Hain selbst läuft an dem Tag mit Schuhen, „die ich letztens auch beim Wien-Marathon getragen habe, die taugen mir.“ Zudem sind Stöcke (es gibt sehr leichte für Trailrunner) hilfreich. Hain hat ein zweites Paar für mich dabei. Lohnenderweise, wie sich später zeigt.
Auch eine Laufweste, die mittlerweile bei Joggern in flachen Wiener Parks zum schicken Outfit gehört, ist Teil der Ausstattung. Mit Platz für Handy, Riegel und Trinkschlauch. Hier im Nirgendwo zu Recht. Denn Trinkbrunnen gibt’s keine, nur Flüsse.
Unterwegs: Wie man sich orientiert
Zuerst geht es bergab, durch Wald, dann eine Forststraße im lockeren Trab hinauf. Noch bleibt Luft zum Plaudern. Über das Trailrunning. Das heftet sich auf die Fahnen, naturnah zu sein. Man lege Wege nicht neu an (wie es vielerorts für Downhill-Biker praktiziert wird), sondern nütze bestehende Wegenetze. Für mich ist die Orientierung sowieso deppensicher: Man hat mir nebst Routenkarte gleich den Streckenvermesser und -markierer zur Seite gestellt, damit ich im weitläufigen Wald nicht verloren gehe.
„Wir haben für die Schilder keine Nägel verwendet, die würden im Sägewerk den Wert des Holzes mindern“, sagt Hain. Stattdessen habe er einen umweltfreundlichen Klebstoff verwendet. Hain prüft unterwegs, ob alle Schilder dran sind, Wartung ist ja wichtig.
Standortbestimmung
Die GPX-Daten zur Standortbestimmung schauen wir nur zum Üben an. Von den drei Trails hier laufen wir den „Hochficht Trail“, die anderen sind der „Bayrische Au Trail“ und der „Bärenstein Trail“, je über zwanzig Kilometer lang. Gemeinsam formen sie den „Ultra Trail Böhmerwald“ mit siebzig Kilometern. Eher was für Übermütige.
Mir genügen die geplanten zwanzig Kilometer und tausend Höhenmeter. „Früher sagte man Waldlauf dazu“, versuche ich den Trail-Aficionado aus der Reserve zu locken. Es gebe da schon Unterschiede, kontert Hain. Er stemmt Events („Sternsteintrail“), kennt die Szene. Viele kämen vom Straßenlauf, wollen in die Natur und sich im Gelände versuchen.
Was der Unterschied zum Wandern und Laufen ist
Die Zeit spiele für ihn keine Rolle, „am besten gar nicht auf die Uhr schauen“. Wie beim Wandern habe man Proviant dabei. Gel, Shakes, Riegel. Dann hüpft Hain flink wie ein Reh vom Weg auf die Seite, zum Klafferbach, und schöpft mit einem Gummibecher eiskaltes Wasser: „Hier!“.
Aber Wanderer pausieren, kehren in Hütten ein. „Wir sind stets in Bewegung.“ Und auf eine Hütten-Infrastruktur sei man nicht angewiesen, die Trailsaison sei länger als beim Wandern. Dass man jetzt im April noch über Schneefelder joggt, kann schon passieren.
Trailrunner Hain im Schnee auf dem Hochficht
Entlang der österreichisch-deutschen Grenze, vorbei an der Tafel „Östlichster Punkt Bayerns“, geht’s zum Plöckenstein. Trittsicherheit ist gefragt, die Kräfte schwinden. Aber ob laufend oder gehend: Die Rechnung Natur, Schweiß und Freiheit geht lustvoll auf.
Trailrunning „North Trails“ im Böhmerwald, Mühlviertel. Tafel „Östlichster Punkt Bayerns“
Anreise
Von Linz mit Bus oder Mühlkreisbahn nach Aigen-Schlägl
800 Jahre So weit reicht die Geschichte des Stifts Schlägl zurück. Hier startet der Trail, hier kann man auch schlafen. Brauerei, Stiftskeller und neu: ein Escape Room. Info: stift-schlaegl.at
Auskunft
muehlviertel.at und oberoesterreich.at
Ein Tipp, um unterwegs Kraft zu sparen
Die Stöcke sind nun ein Segen. „Die sparen viel Kraft“, sagt Hain. Bergauf hat man die Stöcke in der Schlaufe, bergab hält man sie frei. Das schützt vor Verletzungen.
Dann der bizarre Blick am Dreiländereck, wo der Orkan Kyrill 2007 wütete. Doch dank der Tristesse sieht man über Grenzen und überwindet die eigenen. Hain hilft mit Salz, Shakes und Schmäh aus. So wie die Natur sich aufrafft, so kommen wir nach drei Gipfeln ans Ziel. Und klatschen müde, aber strahlend ab – vor dem „Gasthaus zum Überleben“ .
(kurier.at)
|
Original Quelle + Original Bild: