Die Tumorbestrahlungstechnologie wird von einem KI-CT unterstützt. Die durch künstliche Intelligenz gestützte Bildgebung ermöglicht es, die anatomischen Gegebenheiten besser und genauer zu erkennen. Somit kann das zu bestrahlende Volumen noch exakter an die Tumore angepasst werden. Ziel ist es, den sogenannten „Sicherheitssaum“ – das gesunde Gewebe rund um den Tumor, das zur Sicherheit mitbestrahlt werden muss – so klein wie möglich zu halten.
Die neue KI unterstützt diese schnellere und noch gezieltere Behandlung, was in Folge zu weniger Nebenwirkungen für die Patientinnen und Patienten führen soll. Erwartet werden sich dadurch auch gesteigerte Heilungschancen durch Dosisanpassungen.
Schnelle Reaktion auf veränderte Tumore
In der Medizin spricht man von adaptiver Strahlentherapie, erklärt Medizinphysikerin Eva Partoll vom Institut für Medizinische Physik am LKH Feldkirch: „Adaptive Bestrahlung bedeutet, dass bei jeder Bestrahlung eine Echtzeitanpassung des Bestrahlungsplans an die tatsächliche Anatomie ermöglicht wird. Das ist wichtig, um den sich ändernden Reaktionen des Krebses auf die Strahlentherapie oder Änderungen der den Tumor umgebenden Strukturen (wie etwa der Größe und Position des Tumors und der Lage benachbarter Organe) Rechnung zu tragen.“
Tumore und Organe können sich im Laufe einer Therapie in Größe, Form und Länge verändern, etwa durch Schwellungen oder Gewichtsverlust. Mit einer adaptiver Strahlentherapie wird der Bestrahlungsplan regelmäßig und noch am selben Tag aktualisiert. Das System berücksichtigt die Veränderungen im Körper umgehend.
Tägliche Änderungen in kurzer Zeit möglich
Die Behandlung einer Strahlentherapie ist sehr komplex, da sich die Behandlung über mehrere Wochen erstreckt und sich der Körper in diesem Zeitraum stark verändert. Je nach Körperregion sind auch tägliche Änderungen möglich. Die tägliche Bildgebung dient dazu, die Patientinnen und Patienten exakt am Behandlungstisch zu positionieren.
Bei Veränderungen wird der Behandlungsplan angepasst. Bisher hat die Neuberechnung eines Bestrahlungsplans einen ganzen Tag in Anspruch genommen. Künftig wird das nur mehr wenige Minuten dauern. Damit können die Patientinnen und Patienten im Behandlungsraum bleiben und werden direkt mit dem neuen, angepassten Plan bestrahlt. Durch die regelmäßige Anpassung wird auch das gesunde Gewebe besser geschont. Damit sollen auch die Nebenwirkungen minimiert werden.
Männer mit Prostatakarzinom
Die ersten Patienten, die am LKH Feldkirch mit der neuen Technologie bestrahlt werden, sind Männer mit Prostatakarzinom. Denn vorerst ist die neue KI noch speziell für den Beckenbereich ausgerichtet. In Folge sollten dann Schritt für Schritt alle Patientinnen und Patienten davon profitieren können.
„Wir als Menschen geben Verantwortung nicht ab“
Vorteile werden nicht nur für die Patientinnen und Patienten erwartet, sondern auch für das behandelnde Team. Die Ärzte können Veränderungen am Tumor oder an den Organen sofort erkennen und berücksichtigen. Durch das adaptive Verfahren soll auch der interdisziplinäre fachliche Austausch zwischen Medizinphysik, Medizintechnik, Radiotechnologie sowie pflegerischem und ärztlichem Personal gefördert werden.
Partoll betont, dass bei aller Unterstützung durch die KI der Mensch der wichtigste Behandlungsfaktor während der Therapie bleibt: „Die KI hilft uns. Aber wir als Menschen geben die Verantwortung nicht ab und bestimmen letztendlich, was wir mit den Erkenntnissen machen“.
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