Im Endeffekt haben sie mehr bekommen, als sie wollten. Am Dienstag gab das Wiener Start-up Heizma eine Finanzierungsrunde in Höhe von 2,5 Millionen Euro bekannt, angestrebt hatten sie eigenen Angaben zufolge eigentlich nur zwei Millionen. „Das Investoreninteresse war so groß, dass wir aufgestockt haben“, sagt Heizma-Mitgründer Michael Kowatschew dem STANDARD. Zu den Wachstumskapitalgebern zählen etwa Bernhard Niesner (Busuu), Felix Porsche (FAP Beteiligungen) oder Hanno Lippitsch (Eversports).

Bekannt wurde Heizma mit ihren Komplettpaketen für Wärmepumpen. Der Fokus des im Frühjahr 2024 gegründeten Unternehmens liegt vorerst auf Ein- bzw. Zweifamilienhäusern. Das Start-up hilft, die geeignete Wärmepumpe zu finden, installiert das Gerät und kümmert sich auch darum, dass die Förderungen korrekt abgewickelt werden. Die Nachfrage stieg schnell, bis zu 15 Wärmepumpen baut Heizma wöchentlich ein. Unweigerlich taucht an dieser Stelle die Frage auf, wie es um das Geschäft steht, denn die großzügige Förderaktion des Bundes lief Ende 2024 aus.

Energie- und Klimaförderungen werden bis Sommer seziert, dann soll es eine Reform geben. Förderzusagen, die bis Ende 2024 fließen, gelten als gesetzlich gesichert.
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Milliarden für Heizungstausch

Zur Erinnerung: 3,7 Milliarden Euro hatte die türkis-grüne Regierung, konkret das Klimaministerium von Leonore Gewessler (Grüne), 2023 in die Hand genommen, um Hausbesitzer finanziell zu unterstützen, wenn diese auf klimafreundliche Heizsysteme umrüsten. Bis zu 75 Prozent der Kosten eines Kesseltauschs wurden ersetzt, für einkommensschwache Haushalte gab es sogar 100 Prozent. Die Aktion „Raus aus Öl und Gas“ kam gut an, sie sollte bis 2027 laufen, doch kurz vor Weihnachten war der Topf leer. Die rund 250.000 Fördernehmer haben damit Heizungstäusche, Wärmedämmungsinstallationen und ähnliche Maßnahmen durchgeführt.



Bricht Heizma nun also das Geschäft ein? „Nein, die Leute wollen umstellen, aber es dominiert momentan die Unsicherheit“, sagt Kowatschew. Klima- und Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) hat ein neues Fördermodell in den Raum gestellt, konkret ist aber noch nichts. „Da warten momentan viele Leute ab, das ist ganz klar, niemand will um Geld umfallen“, meint Kowatschew. Heizma setzt jedoch nicht nur auf Wärmepumpen, sondern bietet auch Photovoltaikanlagen, Stromspeicher, Wallboxen und ein smartes Energiesteuerungssystem aus einer Hand an.



Die 2,5 Millionen Euro schwere Kapitalspritze soll einerseits dabei helfen, das Angebot auf ganz Österreich auszurollen, andererseits um ein eigenes Finanzierungsmodell zu implementieren. „Klimafreundliche Systeme amortisieren sich nach acht bis zwölf Jahren. Mit unserem langfristigen Finanzierungsplan geht es sich also aus, dass man sich die hohen Anschaffungskosten spart, weil der klimafreundliche Betrieb deutlich günstiger ist“, erklärt Kowatschew. Der Wechsel von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energiequellen rechne sich somit von Tag eins.



Quereinsteiger in der Branche

Die drei Heizma-Gründer sind Quereinsteiger in der Handwerksbranche, blicken aber alle auf unternehmerische Erfahrung. Kowatschew leitete mit Sigma Squared ein globales Netzwerk für junge Gründer und entwickelte mit Novid20 eine automatisierte Kontaktverfolgungs-App während der Corona-Pandemie. Seine Mitgründer sind Valentin Perkonigg, Gründer der Immo-Investmentplattform Brickwise, und der Ex-Krypto-Unternehmer und Coinpanion-Gründer Alexander Valtingojer.



Heizma ist mittlerweile mit ihren eigenen regionalen Meisterbetrieben in Ost-, Nord- und Südösterreich vertreten. Die drei jungen Gründer – sie sind alle unter 30 – haben innerhalb eines Jahres ein Team von 75 Leuten aufgebaut und einen geschickten Ansatz gewählt. Für jede Region haben sie sich einen Standortleiter mit viel Berufserfahrung geholt und rund um diesen das jeweilige Team vor Ort aufgebaut. Vergangenen Dezember hat Heizma zudem die Grazer Firma Meo Energy übernommen, um ein intelligentes Energiemanagementsystem anbieten zu können, das Energieflüsse im Haushalt optimiert.



KI integrieren

Aufgrund des Tech-Hintergrunds der drei Gründer versucht Heizma zudem, wo es nur geht, neue technologische Lösungen wie KI anzuwenden. „Die Routenplanung für die Techniker läuft automatisiert. Immer wenn ein neuer Termin reinkommt, wird er mit den anderen abgeglichen und die Routen optimiert. Das ermöglicht mehr Kundentermine pro Tag“, sagt Kowatschew. Oder für die Angebotslegung: Nach einem Kundenbesuch gibt ein Techniker telefonisch seine Beobachtungen an einen KI-Assistenten weiter, die Maschine verarbeitet die Daten und beschleunigt somit das Erstellen eines Angebots. Wie schnell und gut das Geschäft weiterlaufen wird, liegt gewissermaßen aber wohl dennoch bei Minister Totschnig. (Andreas Danzer, 29.4.2025)