Hermagor zeigt Haltung. 86 Jahre nach der dunklen Episode der Ehrenbürgerschaft für Adolf Hitler zieht der Gemeinderat die längst überfällige Konsequenz.
HERMAGOR. Am Abend des 22. April beschloss der Gemeinderat von Hermagor-Pressegger See einstimmig, Adolf Hitler die im Jahr 1938 verliehene Ehrenbürgerschaft symbolisch abzuerkennen. Die Stadt rückt damit ein lange verdrängtes Kapitel ihrer Geschichte ins Licht und setzt zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs ein unmissverständliches Zeichen gegen Faschismus und Geschichtsvergessenheit.
Ein Blick in die Vergangenheit
Der Anstoß kam vom Verein Erinnern Gailtal. Dessen Obmann Bernhard Gitschtaler machte die Gemeinde auf eine historische Quelle aufmerksam, die Klarheit brachte. In der Ausgabe des „Kärntner Tagblatt“ vom 8. Juni 1938 war dokumentiert, dass die damalige Gemeinde Hermagor nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich Adolf Hitler zum Ehrenbürger ernannte. Laut Bericht soll Hitler diese Auszeichnung auch angenommen haben.
Recht und Symbol
Eine Ehrenbürgerschaft stellt ein höchstpersönliches Recht dar und erlischt somit nach dem Tod. Doch mit der Aberkennung soll ein Zeichen gesetzt werden. Der Gemeinderat schloss sich dieser Sichtweise an und folgte dem Beispiel vieler anderer Städte in Österreich, die bereits symbolische Aberkennungen ausgesprochen haben. Der Wortlaut des einstimmig angenommenen Beschlusses lautete: „Der Gemeinderat der Stadtgemeinde Hermagor-Pressegger See möge die Ehrenbürgerschaft von Adolf Hitler symbolisch aberkennen.“
Zwei neue Ehrenbürger
Doch nicht nur Geschichte wurde an diesem Abend aufgearbeitet, sondern auch gewürdigt. Zwei Persönlichkeiten aus der Region wurden mit der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet. Der erste ist Herbert Unterberger, geboren 1944 in Hermagor. Als freischaffender Bildhauer hat er das Stadtbild entscheidend mitgestaltet. Zu seinen bekanntesten Werken zählt der Brunnen vor dem Rathaus am Wulfeniaplatz. Unterberger ist ein Künstler, dessen Werke weit über die Region hinaus Anerkennung finden und der dennoch stets eng mit seiner Heimat verbunden blieb. Der zweite ist Engelbert Obernosterer, geboren 1936 in St. Lorenzen im Lesachtal. Er war Lehrer, Kunsterzieher und Schriftsteller. Jahrzehntelang prägte er das Bildungsleben in Hermagor, insbesondere am BORG, und hinterließ mit seinem literarischen Werk auch kulturell einen bleibenden Eindruck.
Würdigung durch die Stadt
Kulturreferent Wolfgang Wallner (SPÖ) unterstrich die Bedeutung der Auszeichnungen. Für ihn sei es ein wichtiger Schritt, Menschen zu ehren, die mit ihrem Leben und Wirken das Gailtal und auch weit darüber hinaus geprägt haben. Mit den neuen Ehrenträgern zählt Hermagor nun vier Ehrenbürger. Neben Unterberger und Obernosterer sind dies Max Rauscher und Vinzenz Rauscher. Die Ehrenringträger der Stadtgemeinde sind Kaspar Popotnig, Klaus Hermann Offner, Helga Segner und Johann Fritz.
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