Rund um Ostern konnten die Drogen in der Steiermark und Wien abgefangen werden. Fünf Männer im Alter von 35 bis 47 Jahren wurden festgenommen, einer konnte flüchten.
Neben der Autobahnpolizei Hartberg waren auch Beamte der Autobahnpolizei Graz West, der Polizeiinspektion Hartberg sowie der Fremdenpolizei Ilz und Spielfeld maßgeblich an der Aktion beteiligt.
Drogen unter Lebensmitteln versteckt
Hintergrund sind laut den Ermittlern Tätergruppen aus Nordafrika, die ihre Drogen aus dem Balkan beziehen. Eine eigene Ermittlergruppe des Landeskriminalamtes Wien ermittelt seit 2015. Dabei kam heraus, dass das Cannabis und das Kokain mittels Lkw-Lieferungen, versteckt unter Produkten wie etwa Lebensmitteln, nach Österreich kommen sollen.
Meist sind mehrere Schwerfahrzeuge einer Spedition unterwegs, einer davon hat die Drogen in einem der zahlreichen Kartons versteckt. Danach wird die heiße Ware umgeladen und an die nordafrikanischen Tätergruppen verteilt, die dann als sogenannte Läufer das Suchtgift unter die Bevölkerung bringen.
Zwei Zugriffe vor und nach Ostern
Der erste Sattelschlepper konnte am 9. April beim Grenzübergang Spielfeld entdeckt und nach Hartberg abgeleitet werden. Bei der Kontrolle mit Unterstützung der Polizeidiensthundeeinheit Graz wurden insgesamt 141 Kilogramm Cannabiskraut gefunden. „Die Täter haben einen Riesenfehler gemacht“, sagte ein Ermittler. Ein Kilogramm Kokain war in der Fahrerkabine in einem Sackerl deponiert. Der 47-jährige Fahrer aus Serbien und der 38-jährige Beifahrer aus Bosnien-Herzegowina wurden festgenommen.
„Probekokain“ nach Österreich gebracht
Die Ermittler gehen davon aus, dass das Kilo Kokain als „Probekokain“ dienen sollte, um den illegalen Geschäftspartnern zu zeigen, wie gut die Qualität ihrer Ware sei. „Ein Amuse-Gueule, sozusagen ein Gruß aus der Küche“, so ein weiterer Drogenfahnder der Gruppe „AG Maghreb“.
„Es geht um Kokain mit einem Reinheitsgrad von über 90 Prozent, das ungestreckt auf die Straße kommt“, sagte ein Ermittler. Auch beim Cannabisharz hätte sich der Reinheitsgrad verdoppelt und läge heute durchschnittlich bei 30 Prozent, beim letzten Aufgriff sogar bei 50 Prozent. Für ein Kilogramm Kokain zahle man heute etwa 35.000 Euro.
Die Szene in Österreich habe sich professionalisiert. Man könne sich die Struktur wie in einer Firma vorstellen: Es gebe einen Großhändler, der die Drogen beschaffe und mit einzelnen Zellen ins Geschäft komme. Die wiederum hätten wieder jeweils einen Chef und Mitarbeiter, die „wie am Fließband“ arbeiten würden. Die übergeordneten Täter würden den Druck, wie viel verkauft werden muss, an diese Mitarbeiter, die meist als Läufer agieren, weitergeben.
„Gangster’s Paradise auf Social Media“
Die Kundenschicht sei sehr breit und reiche von Jugendlichen bis zu Pensionisten, die mit Suchtmitteln beliefert werden. Der Lebensstandard der Drogenverkäufer sei in den vergangenen Jahren gestiegen. Das habe eine Art „Vorbildwirkung“ auf Personen, die noch in Nordafrika leben und sehen „dass man es in Europa mit Drogenhandel zu etwas bringen kann“, so die Ermittler. Sie würden Kleidung von Gucci tragen und es auf Social Media posten: „Ihnen wird ‚Gangster’s Paradise‘ vorgelebt, in Wirklichkeit ist das hart verdientes Geld.“
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