Wenn der Einkauf zur Herausforderung wird

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Inflation, Teuerungen und steigende Preise sorgen für sozialen Teufelskreis. Wie gehen die Kärntner damit um?

KLAGENFURT/KÄRNTEN. Wir haben bei mehreren Kärntner Familien nachgefragt, wie sie mit den Teuerungen und Preissteigerungen bei gewissen Lebensmitteln umgehen. Greifen die Kärntner deshalb nun vermehrt zu günstigeren Produkten oder Eigenmarken? Wird auch mal weniger eingekauft oder versucht, möglichst nachhaltig zu kaufen?

Große Herausforderung

Julia Pirker ist mit ihrer fünfköpfigen Familie ständig von den Preissteigerungen bei Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs konfrontiert. „Da wir so gut es geht regional kaufen, ist die aktuelle Situation schon herausfordernd. Ich mache daher auch viel mehr selbst. Früher habe ich zum Beispiel kaum Brot gebacken, jetzt mache ich Semmeln und Brot selbst. Eine große Herausforderung war auch, die Wegwerfgesellschaft zu minimieren“, erzählt Julia Pirker. Zusammen mit ihren drei pubertären Söhnen und ihrem Mann benötigt Frau Pirker entsprechend viele Lebensmittel. Besonders spürt sie die Teuerungen bei den Milchprodukten. „Wir sind große Käseesser, da merkt die höheren Preise. Aber auch Obst und Gemüse sind merkbar teurer geworden. Ich gehe zudem jede Woche einmal auf den Benediktinermarkt in Klagenfurt einkaufen, um die regionalen Produzenten zu unterstützen. Aber unter 100 Euro läuft bei einem Einkauf für eine fünfköpfige Familie nichts mehr“, so Pirker. Nachgefragt, ob ihre Familie deshalb nun öfter zu günstigeren Produkten oder Eigenmarken greifen würde, sagt die dreifache Mutter, dass sie „zwar auch günstiger Produkte kaufe, aber keine Eigenmarken der Supermarktketten. Da ist nicht das Gleiche wie etwas Regionales. Daher lieber nur ein Stück statt vier Stück kaufen. Ich versuche diese Devise auch meinen Kindern so lange wie möglich mitzugeben.“

Durchdachter Einkauf

Oliver Ullreich, Familienvater aus St. Veit, sieht die Situation recht ähnlich. „Die Löhne steigen zwar, aber man merkt die steigenden Preise. Am Ende des Monates hat man einfach weniger im Börserl. Essen muss man ja trotzdem und die Familie muss ernährt sein“, sagt Oliver Ullreich und betont, dass man die Teuerungen schon deutlich spürt: „Wir machen immer Wocheneinkäufe. Vor drei bis vier Jahren hat man dabei rund 70 bis 100 Euro ausgegeben. Jetzt kostet das Gleiche in etwa 120 bis 150 Euro. Wenn man sich gesund und ausgewogen ernähren will, dann merkt man das, so zum Beispiel auch bei den Milchprodukten, aber generell betrifft es alle Warengruppen.“ Geht man deshalb nun öfter zum Diskonter oder verzichtet auf bestimmte Produkte? „Bei uns in der Nähe sind ein Lidl und ein Spar, das hat daher nix mit der Teuerung zu tun, dass wir dort einkaufen gehen. Natürlich schaut man, dass man Produkte kauft, die ein bisschen günstiger sind, die Markenprodukte kosten ja doch oft eine bis zwei Euro mehr“, sagt Ullreich.

Wo finde ich Hilfe?

Der Trend, dass die steigenden Lebenshaltungskosten mit den vorhandenen Einkommen kaum mehr abgedeckt werden können, ist deutlich erkennbar. Längst ist auch der Mittelstand von dieser Entwicklung betroffen. An wen sollen sich die Menschen jetzt wenden, wenn sie nicht mehr weiterwissen? wohin.or.at vermittelt kostenlos, anonym und mit viel Fingerspitzengefühl völlig individuell und möglichst passgenau. Aber auch das Bürgerservice des Landes Kärnten bietet, je nach Situation, wichtige Unterstützungsmöglichkeiten. Eine entlastende Option kann zudem eine Mitgliedschaft beim Verein Together sein: Durch die Lebensmittelkisten lässt sich das Haushaltsbudget spürbar schonen. Gerade soziale Initiativen rund um das Thema Lebensmittelrettung bieten oft einen niederschwelligen und würdevollen Einstieg in weitere Unterstützungsangebote – und sind für viele ein erster wichtiger Schritt.

Sozialberatungsstellen leisten Hilfe

Marie Polzer und Stephanie Venier von wohin.or.at sind aktuell laufend mit den Herausforderungen der Inflation und steigender Preise beim Lebensmittel- und Haushaltsbedarf konfrontiert. „Bei den Anfragen, die bei uns eingehen, zeigt sich ein deutlicher Wandel: Neben psychosozialen Anliegen rücken finanzielle Unterstützungsfragen zunehmend in den Vordergrund. Während es im Jahr 2021 noch überwiegend um die Vermittlung unterstützender Leistungen ging, ist die Zahl der Anfragen zu Themen wie finanzielle Hilfen, Förderungen sowie Lebensmittel- und Haushaltsbedarf im Jahr 2024 stark angestiegen. Dieser Trend setzt sich auch 2025 fort, besonders auffällig bei Fragen rund um Energiekosten, Energieförderungen und die neue Wohnbeihilfe“, sagt Venier. Eine Einrichtung, die helfen kann, ist der Verein Together. „Besonders intensiv verweisen wir auf die Together Points und deren Konzept der Lebensmittelkisten. Diese stellen für viele Menschen einen ersten Schritt dar, um grundlegende Versorgung sicherzustellen. Gleichzeitig eröffnen sie durch den Wertschätzungskreislauf die Möglichkeit, sich auch darüber hinaus selbst noch etwas leisten zu können. Darüber hinaus vermitteln wir an die Sozialberatungsstellen von Caritas und Diakonie, an die Einmalhilfen des Landes Kärnten sowie an einzelne Initiativen“, betont Venier.

Sorgen und Ängste

Derzeit stehen viele Menschen unter psychischer Belastung, kämpfen mit Alltagssorgen und existenziellen Ängsten. In Kärnten gibt es zwar entsprechende Unterstützungsangebote, jedoch auch spürbare Wartezeiten. Zudem treten immer wieder individuelle Situationen auf, für die es leider keine passenden Angebote gibt. „In solchen Fällen werden gemeinsam mit einzelnen Stellen individuelle Lösungen entwickelt und die identifizierten Bedarfe an das Land weitergemeldet“, erläutert Stephanie Venier. Was passiert nun, wenn man sich den Einkauf nicht mehr leisten können? „Betroffen sind Alleinerziehende – sowohl Männer als auch Frauen – sowie ältere Personen, besonders häufig ältere Frauen. Altersarmut spielt dabei eine zentrale Rolle. Deutlich erkennbar ist zudem der Trend, dass die steigenden Lebenshaltungskosten mit den vorhandenen Einkommen kaum mehr abgedeckt werden können. Längst ist auch der Mittelstand von dieser Entwicklung betroffen“, bestätigen die Kärntner Soziallots*innen.

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Original Quelle + Bild:

meinbezirk.at

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